Winterschlaf?
Im Winter schläft der Garten: Die Sträucher und Bäume haben ihr Laub verloren, die einst prächtig blühenden Stauden haben sich unter der Erde verkrochen. Doch halt, so einfach ist die Sache nicht. Auch bei den Pflanzen gibt es verschiedene Schlafrhythmen. Im Schatten glänzen die frischen grün-silbernen Blätter der Alpenveilchen. Sie haben ihren Rhythmus umgedreht, sind sozusagen nachtaktiv. Ihre Blätter wachsen im Herbst aus den Knollen, wenn die Bäume ihre Blätter verlieren. Den ganzen Winter über nutzen sie die Sonne, die nun bis zum Waldboden vordringt. Im Frühjahr, wenn sich das Dach der Blätter wieder über ihnen geschlossen hat, verkriechen sie sich wieder im Boden. Auch zwischen den dunkelgrünen Blättern der stinkenden Nieswurz, die im Sommer gewachsen sind, sprießt ab November schon wieder frisches Grün, aus dem sich bis März beeindruckende Blütenstände entwickeln werden. Die machen einfach durch. Guter Frostschutz macht dies möglich und Giftstoffe schützen die zarten Gebilde vor hungrigen Tieren. Gefährlich kann ihr nur Wintersonne zusammen mit gefrorenem oder trockenem Boden werden, das kennt sie nicht aus den immergrünen Auwäldern Südwesteuropas. Daneben gibt es noch Leichtschläfer wie den Sommerflieder oder Lavendel, die bei Kälte in Ruhe sind, aber schon durch ein paar warme Tage wieder aufgeweckt werden und zu Wachsen beginnen. Dies macht in ihrer Heimat mit wenigen, milden Frösten Sinn. In unserem Klima macht sie dieser Rhythmus aber zu Diven, die gleich einmal zu Tode beleidigt sind, wenn sie durch späten Schnitt oder zu guten Boden zu noch mehr Wachstum im Winter angeregt werden. Gut, dass nicht alle Pflanzen gleichzeitig schlafen, unsere Gärten wären sonst um einiges weniger interessant!