Nicht aufräumen!
Jeden Herbst sieht man in vielen Gärten: Alle Sträucher zurückgestutzt, das Herbstlaub bis aufs letzte Blatt zusammengekehrt und die Staudenbeete kahlgeschoren. Ordentlich halt. Da gibt’s nichts zu meckern. Aber auch nicht zum Summen und Zwitschern. Denn die Natur braucht das Vergehende genauso wie das Werdende. Regenwürmer machen aus Laub und Pflanzenresten wertvollen Humus, nützliche Insekten überwintern im Schutz verdorrter Stängel und Blätter und die Vögel bedienen sich im Winter an den Samen vieler Pflanzen.
Die Karde ist ein gutes Beispiel dafür. Zur Verbreitung über längere Distanzen ist sie sogar auf die Mithilfe hungriger Vögel angewiesen. Die Karde bietet ihren Gästen dazu sogar eine maßgeschneiderte Sitzgelegenheit aus nach oben gekrümmten Tragblättern. Von dort aus können Vögel, die im Fruchtstand versteckten Samen gut erreichen, müssen aber immer wieder mal flattern, damit sie nicht das Gleichgewicht verlieren. Dabei lösen sich auch weitere Samen, die entweder in der Nähe der alten Pflanzen zu Boden fallen oder sich im Gefieder der Besucher verfangen und mit diesen auf die Reise gehen.
Somit ist der herbstliche Gartenputz im naturnahen Garten Tabu. Erst im Frühling, wenn die Nutzlinge ihre Winterquartiere verlassen haben, die Samenstände leergefressen und die neue Vegetation bereits aus dem Boden spitzt, werden die Reste vom Vorjahr abgeschnitten. Aber bitte nicht in die Bio-Tonne! Kleingeschnitten am Beet verteilt erfüllen sie noch einen letzten Zweck als Mulchschicht, die das Bodenleben fördert und wertvolle Nährstoffe liefert. So wird der Garten zum ökologischen Kreislauf und ein Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt.