Hubschrauber mit eingebauter Bohrmaschine
Heute haben wir Samen vom Federgras, Stipa pennata, geerntet. Die daraus gezogenen Pflanzen sollen in Zukunft vermehrt unsere Gärten zieren. Denn Federgräser gedeihen bevorzugt an trockensten Standorten. Zur Blütezeit prägen ihre langen federartigen Grannen die Steppenlandschaften Osteuropas und Asiens, sowie Berghänge im Mittelmeerraum. Die Art Stipa pennata ist eine der Arten, die auch im Osten Österreichs wild gedeihen. Um unter extremen Bedingungen ihr Fortbestehen sicherzustellen hat sie eine faszinierende Kombination von Strategien entwickelt, um für ihre Verbreitung zu sorgen.
Zum einen sorgt die lange fedrige Granne dafür, dass der Samen über weite Entfernungen vom Wind mitgenommen wird. Eine durch die spiralige Form verursachte Drehbewegung hält sie dabei noch länger in der Luft. Geht gerade kein Wind, kann auch ein vorbeilaufendes Tier eine Mitreisegelegenheit bieten.
Landet der Samen dann auf dem Boden, keimt er nicht etwa gleich, sondern beginnt, Drehbewegungen auszuführen. Diese werden durch feuchtigkeitsbedingte Formänderungen des spiraligen ersten Teils der Granne verursacht. Dafür reichten Änderungen der Luftfeuchtigkeit aus. Kleine Widerhaken an der nadelspitzen Spelze - der Hülle, welche das eigentliche Samenkorn umgibt - sorgen dafür, dass sich der Samen mit jeder Bewegung tiefer in den Boden bohrt. Ist der Samen dann in einigen Zentimetern unter der Erde angekommen, bricht die Granne ab.
Jetzt keimt der Samen aber noch immer nicht, da es zu unsicher ist, ob ein sommerlicher Regenguss für die Etablierung des Keimlings ausreicht. Daher wartet er erst eine Kaltperiode ab und keimt im folgenden Frühling, was unter den Gräsern ein sehr seltenes Verhalten ist. Was in der Natur für den Fortbestand der Art unerlässlich ist, macht allerdings die gärtnerische Vermehrung langwieriger, sodass Federgräser trotz ihrer zarten Schönheit und Anspruchslosigkeit eher selten in Gärten zu finden sind. Wir warten allerdings gerne bis zum Keimen im Frühjahr und werden die Samen jetzt ein Stück in die Erde stecken, um ihnen Arbeit zu ersparen.