Gärtnertagebuch

Das Gras von unten betrachten

Paul Weinzerl

Riesengräser im Garten. Der Herbst ist die große Zeit der Ziergräser. Sie bringen Leichtigkeit und Bewegung in den Garten, fangen Tau oder Reif auf und beginnen in der tiefstehenden Sonne zu leuchten. Unter ihnen gibt es auch richtige Giganten wie das Pampasgras oder einige Bambusarten. Drei eher weniger bekannte Riesen zeigen sich gerade in unseren Mustergärten von ihrer besten Seite.

Aus dem Mittelmeerraum kommen das Pfahlrohr, Arundo donax, und das Ravennagras zu uns. Ersteres erinnert an riesiges Schilf mit breiten leicht blaugrünen Blättern auf bis zu 5m hohen Trieben. Es bevorzugt wie dieses auch feuchte Standorte in Gewässernähe. Bei uns kommt es fast nie zur Blüte.

Das Ravennagras oder Italienische Zuckerrohr, Tripidium ravennae früher Saccarum ravennae, mag es im Gegensatz dazu eher trocken und wächst ähnlich dem Pampasgras streng horstig. Der zwei Meter hohe Blattschopf ist allerdings in unserem Klima nicht immergrün, sondern zieht im Winter völlig ein, weshalb es aber auch mit kälteren Wintern besser zurechtkommt. Erst spät erscheinen die vier bis fünf Meter hohen Blütenstände auf roten Trieben. In Jahren mit einem langem Herbst färbt sich auch das Laub dunkelrot.

Das dritte Gras im Bunde ist Miscanthus lutarioriparius, von den Ufern des gelben Flusses in Zentralchina stammend. Einen deutschen Namen zu dieser Art gibt es leider nicht. Diese Pflanze gehört zur Verwandtschaft des Chinaschilfs und ist eine der Eltern der als Riesenchinaschilf bekannten Sorten. Die findet man dann gar nicht mehr so riesig, wenn man Miscanthus lutarioriparius einmal gesehen hat. Der kann an einem feuchten Standort stattliche sieben Meter hoch werden. Bei uns hat er heuer allerdings bis jetzt nur etwa fünf geschafft. Er steht an einer Stelle, wo er nicht zusätzlich gegossen wird. Zwar blüht die Art selten, aber sie verliert im Laufe des Wachstums die unteren Blätter und zeigt dann wunderschön rosa gefärbte Halme auf Augenhöhe.

Sicherlich sind diese drei Arten nicht die beste Wahl für kleine Gärten, aber wo der Platz es erlaubt, können sie im Herbst wahre Schmuckstücke des Gartens werden.