Blüten aus dem Stamm
Die meisten Pflanzen tragen ihre Blüten an den Spitzen der neuen Triebe. Das macht ja auch Sinn, denn so sind sie für Insekten gut sichtbar und zu erreichen. Einige wenige Bäume und Sträucher bilden ihre Blüten und Früchte aber direkt an den älteren Ästen und Stämmen. Botanikerinnen und Botaniker nennen dieses Phänomen auch Stammblütigkeit. Unter den tropischen Arten sind Kakaobaum, Jackfruchtbaum und verschiedene Feigenarten dafür am bekanntesten. Bei einigen wie der Jackfrucht ist der Grund offensichtlich: Ein dünner Zweig könnte die bis zu 50 Kilo schwere Frucht nie tragen. Die Samen der Feigen hingegen werden vor allem von Affen und größeren Vögeln verbreitet und die können die Früchte dadurch besser erreichen. Manche tropische Arten präsentieren auch auffällige Blüten die direkt an den alten Stämmen anliegen. Hier bedienen sich Hörnchen und Spechte am Nektar und übernehmen die Bestäubung. In unseren Breiten kommt Kauliflorie selten vor. Der Judasbaum, Cercis siliquastrum, ist der am häufigsten anzutreffende Vertreter. Warum der allerdings seine Blüten auch aus den Stämmen treibt, ist ein Rätsel, wird er doch vor allem von Bienen angeflogen und hat nur leichte Samen, welche mit dem Wind verbreitet werden. Aber egal, freuen wir uns einfach an dem außergewöhnlichen Anblick auf Augenhöhe.